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1. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 21

1849 - Münster : Coppenrath
21 Ferentum lag noch in der Ebene. Etwa eine Meile weiter aber erheben sich schon die Felsen des Apennin, auf denen die vom Dichter angeführten Örter, Bantia und Acherontia, lagen. 4. Calabria. — Die Griechen nannten dieses Land nebst Apulien gewöhnlich mit dem Gesammtnamen Japygia. Ca- labrien insbesondere nannten sie auch wohl Messapia und unter- schieden zwei Theile desselben: der südöstliche, um den tarentini- schen Meerbusen herum, war das Land der Sallentiner; der nordwestliche aber, am adriatischen Meere, das Land der C a l a - brier. Die merkwürdigsten Städte sind: Brundusium, das heutige Brindisi, am adriatischen Meere, wichtig als gewöhnli- cher Überfahrtsort nach Griechenland, wo Dprrhachium (Du- razzo) der Landungsplatz war. Der Dichter Pacuvius ist hier geboren und Virgilius gestorben. — Etwas südlich von Brun- dusium lag Rudiä, der Geburtsort des Ennius. — Hy- druntum (Otranto), eine der ältesten Städte Calabriens, an der Küste, dort wo das Meer am engsten ist, aber wegen der vielen gefährlichen Klippen selten zur Überfahrt benutzt wird. — Tarentum (Taranto), um das Jahr 707 von den Spartanern gegründet und bald die blühendste und mächtigste griechische Handelsstadt mit 300,000 Einwohnern. Sie besaß einen herr- lichen, jetzt aber versandeten, Hafen au dem gleichnamigen Meer- busen. Die entzückende Lage der Stadt wird von Horaz beson- ders gefeiert o). Hier war der Philosoph und Staatsmann Ar- chytas, Schüler des Pythagoras, geboren. tz. 3. Italische Inseln. Italien selbst ist mit einer Gruppe von Inseln umgeben, die sich wie Burgen um dasselbe herumgestellt haben. Zu diesen gehören: 1. Sicilia. — Diese ist die größte und schönste Insel des Mittelmeeres. Die Griechen nannten sie Sikelia odersika- nia, und wegen ihrer dreieckigen Gestalt auch Tri na kria. Die Meerenge, welche sie von Italien trennt und welche durch ihre Wirbel und Strömungen dem unkundigen Seefahrer so ge- fährlich war, hieß die sicilische (lrelum 8ieulum); jetzt heißt 3) Ver ubi longum tepidasque praebet Jupiter brumas.

2. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 53

1849 - Münster : Coppenrath
53 gegen und stellte sein Heer gegen die Albaner in Schlachtordnung auf. Eben sollte der Kampf beginnen, als Mettus in die Mitte beider Heere trat und den Tullns zu einer Unterredung einlud. „Wir können es uns nicht verbergen, — sprach er bei der Zu- sammenkunft — daß bloß Eifersucht die beiden benachbarten und verwandten Völker gegen einander auf den Kampfplatz führte. Warum wollen wir doch so vieles Blut vergießen! Warum wollen wir uns einander selbst entkräften, und beide geschwächt in die Hände unserer Feinde fallen! Lieber mag ein unparteii- scher Kampf einzelner Männer aus deinem und meinem Heere auf ewig entscheiden, welches Volk dem andern unterworfen sein soll." Dem Tullns gefiel der Vorschlag. Beide gingen ausein- der, um aus ihren Heeren die Tapfersten zu diesem Entschei- dungskampfe auszusuchen. Zufällig dienten im römischen Heere Drillingsbrüder, die Horatier, und eben so im albanischen, die Curiatier. Diese boten sich freudig dazu da, den Kampf für die Herrschaft auszufechten. Nachdem der Vertrag feierlich beschwo- rcn war, griffen die drei Brüder beiderseits zu den Waffen und traten unter lauten Ermunterungen und Ermahnungen ihrer Mit- bürger in der Heere Mitte. Hier standen die Römer, dort die Albaner vor ihrem Lager aufgestellt, voll banger Erwartung über den Ausgang des nahen Entscheidungskampfes. Das Zeichen wird gegeben, und der Angriff beginnt. Es blitzeil und klirren die Schwerter durcheinander und Schauder durchfährt die Zuschauer. Plötzlich stürzt ein Römer, und über ihn noch ein Römer sterbend hin, und mit lautem Jubel begrüßen die Albaner das Glück ihrer Streiter; während im römischen Lager Alle von Bestürzung und Verzweiflung auf das tiefste ergriffen sind. Aber schwer ver- wundet sind alle drei Albaner; der eine lioch übrige Römer da- gegen ohne Wunden und frisch all Kraft und Muth. Dieser nimmt plötzlich die Flucht und lockt die andern, ihn zil unter- stützen. So trennt er listig die dreifache Gewalt, wohl voraus- sehend, daß sie ihn nur so verfolgen können, wie es Jedem seine schwächende Wunde zuläßt. Nach kurzer Flucht bleibt er stehen und blickt sich um. Da sieht er seine drei Gegner weit von einander getrennt, und einen schon ganz in seiner Nähe. Auf diesen rennt er mit großem Ungestüin zurück; und während das albanische Heer den Curiatiern zuruft, ihrein Bruder beizusprin-

3. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 54

1849 - Münster : Coppenrath
54 gen, fmt der Römer ihn schon erlegt und stürmt auf den Zwei- ten los. Unter tausendstimmigem Zurufe der hoffnungschöpfenden Römer gibt der Horatier auch diesem den Todesstoß. Und als er endlich auch den dritten Albaner, der schwer verwundet und fast athemlos herankriecht, niederbohrt, da erheben sich unter lau- tem Jubel die Römer, und drangen sich um ihren Sieger, ihm Glück zu wünschen. Frohlockend zog nun der Horatier, die Rü- stungen der drei Curiatier im Triumphe tragend, an der Spitze seiner jubelnden Mitbürger nach Rom. Vor dem Thore kam ihm auch seine Schwester entgegen, die mit einem der gefallenen Curiatier verlobt war. Als sie unter der Siegesbeute ihres Bru- ders auch den Waffenrock erblickte, den sie selbst für ihren Bräu- tigam gewirkt hatte, brach sie in lautes Wehklagen aus. Dieses Gewinsel der Schwester bei seinem Siege, bei der so allgemeinen Freude erzürnte den Jüngling. Wüthend zog er das Schwert und durchstieß sie mit den strafenden Worten: „So fahre denn hin mit deiner unzeitigen Liebe zu deinem Bräutigam, die du deiner Brüder, der tobten und des lebenden vergaßest, deines Vaterlandes vergaßest! Und so fahre künftig jede Römerin, die einen Feind betrauert!" Diese That unterbrach die allge- meine Freude; sie erfüllte Jeden mit Abscheu und Entsetzen. Der Schwestermörder war der Todesstrafe verfallen. Allein sein jüngst erworbenes Verdienst, und die Bitten und Thränen seines un- glücklichen Vaters, der zu drei Kindern nun auch sein letztes ver- lieren sollte, ließ ihn Gnade finden. Jedoch mußte er die Strafe erleiden, daß er gebückt und mit verhülltem Gesichte von den Lictoren unter das Schandjoch, eine Art von Galgen, hinge- führt wurde. Mit Unwillen ertrugen die Albaner die Abhänhigkeit von Rom, und Mettus Fuffetius entwarf heimlich einen Plan zur Wie- derherstellung der alten Unabhängigkeit und Freiheit. Er reizte die benachbarten Fidenater und Vejenter zum Kriege gegen Rom auf und versprach, im Augenblicke der Schlacht zu ihnen überzugehen. Tullus zog gegen den Feind. Auch Mettus mußte mit seinen Albanern zu den Römern stoßen. Kaum waren die Römer mit den Vejentern handgemein geworden, als Mettus, zu feige, um gerades Weges zu den Feinden überzugehen, mit seinem Heere aufbrach und nach den nahe gelegenen Hügeln zog. Seine Ab-

4. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 71

1849 - Münster : Coppenrath
71 küßte die Erde, als die gemeinschaftliche Mutter aller Sterblichen. Der Spruch des Gottes ging an ihm in Erfüllung. Brutus fand bald Gelegenheit, die Maske abzuwerfen und der Retter und Befreier Roms zu werden. Tarquinius belagerte Ardea, die befestigte Hauptstadt der Rutuler, die sich ihm nicht hatte unterwerfen wollen. Eines Tages, als im Lager die königlichen Söhne mit ihrem Vetter, dein L. Tarquinius Collatinus, bei einem fröhlichen Gelage zusammen waren, kam das Gespräch auch auf ihre Frauen, und Jeder räumte der seinen den Vorzug ein. Es wurde beschlossen, sie in Rom zu überraschen. Lucretia, Collatin's Gattin-, trug den Preis davon. Die anderen Frauen fand man schwärmend in frohen Gesellschaften, während die Lu- cretia allein sittsam und häuslich im Kreise ihrer arbeitenden Sklavinnen saß. Einige Tage nachher ritt Sertus allein aus dem Lager uach Rom zurück und entehrte mit roher Gewalt die edele Lucretia, deren Schönheit in dem Herzen des wüsten Jüng- lings eine unselige Leidenschaft entzündet hatte. Die unglückliche Frau wollte ihre Schmach nicht überleben. Schleunigst ließ sie ihren Gemahl nebst Brutus und einigen andern bewährten Freun- den aus dem Lager herüberkommen, klagte ihnen jammernd die erlittene Unbilde und stieß sich im Übermaße des Schmerzes vor ihren Augen einen Dolch in die Brust. Da erhob sich zum Er- staune« Aller der früher verkannte Brutus. Während Vater und Gatte wehklagten, riß er den blutigen Dolch aus der Wunde, ließ die Leiche der Selbstmörderin öffentlich auf dem Markte zur Schau ausstellen und schwur Rache dem Frevler und der ganzen königlichen Familie. Er hielt eine begeisternde Rede an das ver- sammelte Volk und schilderte mit den grellsten Farben die Un- thaten des Tarquinius und die Schmach des Volkes und wirkte den Beschluß aus, nach welchem die Königswürde abgeschafft und Tar- quinius mit seiner Familie auf immer verbannt wurde'). Sogleich wurden alle Thore geschlossen, während der unermüdliche Brutus nach dem Lager eilte und, in Abwesenheit des Königs, auch das Heer gewann, so daß es sofort nach Rom aufbrach und sich hier an die Bürger anschloß. Jetzt, von der Stadt und den Trup- x) Incensam multitudinem perpulit (Brutus), ut imperium regi ab- rogaret exulesque esse juberet L. Tarquinium cum coniuge ac liberis Uv. I. 59.

5. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 60

1849 - Münster : Coppenrath
60 König, welcher ohne Interregnum, und vielleicht auch ohne die sonst üblichen Wahlförmlichkeiten die Herrschaft antrat. §. 16. Servius Tnllius. 578—534. Dichtung und Sage haben sich vereint, schon die Wiege dieses großen Mannes mit Wundern auszuschmücken. Bei der Einnahme der Stadt Corniculum wurde sein Vater, einer der angesehensten Bürger daselbst, erschlagen, seine Mutter aber als Gefangene nach Rom abgeführt. Tanaguil gewann die hohe Ge- fangene lieb und nahm sie zu sich. Auch das Kind, das diese im Zustande ihrer Gefangenschaft geboren hatte, wurde im Hause des Königs erzogen. Einst, als dasselbe in der Wiege schlum- merte, sah man eine leuchtende Flamme um sein Haupt spielen. Die königlichen Diener erschraken und wollten die Flamme lö- schen ; Tanaguil aber verbot es und fand in dieser wunderbaren Erscheinung eine Vorbedeutung der künftigen Größe des schla- fenden Kindes. Erst bei seinem Erwachen schwand die feurige Erscheinung. Von nun an war der junge Servius die Hoff- nung der königlichen Familie. Er ward wie ein Sohn des Königs erzogen und, als er zum Manne herangereift war, sogar mit einer Tochter des Königs vermählt. Schon unter Tarqui- nius hatte sich Servius ausgezeichnet, gleichwie jener unter Ancus. Die Regierung des Servius selbst ist eine der ruhmwürdigsten Erscheinungen in der Geschichte des römischen Volkes. Unter ihm vermehrte sich die Bevölkerung Roms so sehr, daß auch der vi- minalische und esquilinische Hügel mit in das Gebiet der Stadt gezogen und von den herübergeführten Bewohnern unterworfener Städte angebauet wurden. Seitdem hieß Rom auch die Sieben- hügelstadt und war durch Mauer und Graben befestigt. Schon jetzt erkannten die umliegenden Städte Latiums Rom als ihr Oberhaupt an. Servius schloß mit ihnen einen Fricdensbund, den sie durch jährliche Zusammenkünfte auf dem aventinischen Hügel in dem neu errichteten Tempel der Göttin Diana ge- meinschaftlich feierten. Seine Hauptwirksamkeit aber wandte Servius dem Innern des Staates zu, und er erscheint als der Urheber und Gründer x) Der Name Servius (von «oi-vus, Sklave) soll nach der Sage auf jenen.sklavenstand Hinweisen; er ist wohl derselbe mit Sergius.

6. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 67

1849 - Münster : Coppenrath
67 mögen den Ausschlag gab, konnten auch neue Familien empor- kommen; und jedem Bürger war ein schönes Ziel seiner Bestre- bungen angewiesen. Er brauchte nur durch Fleiß und Thätigkeit das erforderliche Vermögen zu erringen, um aller Vorrechte sei- ner Obern theilhaftig zu werden. Das Glück, welches den Servius bisher begünstigt hatte, verließ ihn im Alter, er wurde das Opfer einer grausamen Verschwörung. Viele waren mit seinen Neuerungen höchst unzu- frieden. Die Altbürger insbesondere konnten es nicht verschmer- zen, daß sie ihre angeerbten Vorrechte nun mit den Plebejern theilen sollten. Auch kränkte es sie, daß ohne ein vorhergegan- genes Interregnum Servius sich des Thrones bemächtigt hatte. An solche Regungen des Unwillens knüpften die übergangenen Söhne des Königs Priscus, Aruns und Lucius Tarquinius, neue Hoffnungen und Bestrebungen, und sie selbst wurden Leiter und Führer der Partei der Unzufriedenen. Servius, eingedenk des Todes seines Vorgängers, hatte sich mit ihnen auszusöhnen gesucht. Er hatte seine beiden Töchter mit den beiden Söhnen desselben verheirathet. Wie diese, so waren auch seine Töchter von ganz entgegengesetztem Charakter. Seine jüngere Tullia war wild und herrschsüchtig wie Lucius Tarquinius, seine ältere Tullia dagegen sanft und gutherzig wie Aruns Tarquinius. Da hatte nun Servius, in der Hoffnung, die heftigen Gemüther durch die Verbindung mit den sanften zu mildern, seine jüngere Tullia dem Aruns, seine ältere dem Lucius zur Ehe gegeben. Aber der Er- folg fiel ganz gegen seine Hoffnung aus. Die jüngere Tullia tödtete ihren Mann, dagegen Lucius Tarquinius seine Frau, und nun verband sich das gleiche Paar mit einander. Hiermit noch nicht zufrieden, faßten sie gemeinschaftlich den Plan, den von Alter und Gram gebeugten Servius vom Throne zu stürzen. Durch Zureden und Geschenke gewannen sie einen Anhang unter dem Volke und brachten auch eine Menge Senatoren auf ihre Seite. Endlich, als der Augenblick zur That gekommen schien, da begab sich Lucius, im königlichen Schmucke, an der Spitze einer bewaffneten Schar nach dem Markte und ließ hier die Senatoren in die Curie entbieten. Sie kämm ohne Verzug und hörten der heftigen Schmährede zu, die Tarquinius gegen den Servius hielt. Auf die Kunde von diesen Vorgängen eilte Ser- 5*

7. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 69

1849 - Münster : Coppenrath
69 mehr auf dem Albanerberge, oberhalb des zerstörten Alba Longa, bei dem Tempel des Jupiter Latiaris gefeiert. Hier führte Tar- quinius den Vorsitz; hier brachte er als Oberpriester das große Bundesopfer. Ihm ward auch der Oberbefehl des Bundesheeres übertragen, und die Latiner standen in den römischen Legionen, mit den Römern in je zwei Manipeln unter einem Hauptmann vereint. Suessa Pometia, die blühendste Stadt der Volsker, die wahrscheinlich dem Bündnisse mit Rom nicht hatte beitreten wol- len, wurde erobert, und außerordentliche Beute aus derselben nach Rom abgeführt. Gleiches Schicksal hatte die Stadt Gabii, welche Tarquinius durch den Verrath seines Sohnes Sertus einnahm. Rach dieser Stadt der Latiner hatten sich mehre rö- mische Patricier geflüchtet und die Einwohner gegen den König aufgewiegelt. Rach genommener Abrede stellte sich sein Sohn Sertus, als ob auch er wegen erlittener Unbilden gegen den Vater aufgebracht sei, und floh ebenfalls nach Gabii. Hier spielte er seine Rolle so gnt, daß ihm der Befehl über die Trup- pen anvertraut wurde. Run schickte Sertus einen vertrauten Boten an seinen Vater, um weitere Verhaltungsbefehle einzu- holen. Tarquinius aber, welcher sich weder schriftlich noch münd- lich darüber erklären wollte, führte den Boten in einen Garten, hieb in seiner Gegenwart den Mohnsträuchen, welche am höchsten hervorragten, die Köpfe ab, und ließ ihn ohne weitere Antwort abreisen. Als der Bote die Nachricht überbrachte von dem, was er gesehen, verstand Sertus sogleich diesen Wink. Er ließ die vornehmsten Gabier aus dem Wege räumen und überlieferte nun mit leichter Mühe die ihrer Häupter beraubte Stadt seinem Vater. In die unterworfenen Gegenden wurden, um ihre Ab- hängigkeit zu sichern, Kolonien ausgesendet, damals zunächst nach Signiä und Circeji, — eine Maßregel, welcher Rom die Aus- breitung seiner Herrschaft und Sprache vorzugsweise verdankt. Aber nicht bloß Schrecken verbreitete Tarquinius um seinen Thron, sondern auch einen ungewöhnlichen Glanz. Aus der gewonnenen Kriegesbeute verherrlichte der prachtliebende König Rom selbst durch großartige Anlagen und Bauten. Durch etrus- kische Baumeister und durch Frohndienste des Volkes ließ er frü- her begonnene Bauten, wie die Kloaken, den Circus, insbeson- dere den kapitolinischen Tempel des Jupiter, der Juno und Mi-

8. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 125

1849 - Münster : Coppenrath
125 seines Versprechens; er ließ sich vom Pontifer feierlich zum Tode weihen, bestieg dann sein Schlachtroß, sprengte in das dichteste Gewühl des feindlichen Heeres und fand seinen Tod. Seine hiedurch begeisterten Truppen erneuerten den Angriff und erfoch- ten den glänzendsten Sieg (339). Die Trümmer des geschla- genen Herres sammelten sich bei Trifanum, unweit Minturna, und erlitten hier vom Cónsul Manlius eine zweite große Nie- derlage. Seitdem lösete sich der latinische Bund auf; jedoch gingen noch zwei Jahre mit der Belagerung und Unterwerfung einzelner Städte hin. Antium hielt sich am längsten. Der rö- mische Senat verhängte ein verschiedenes Schicksal über die Über- wundenen, je nachdem sie mehr oder weniger strafwürdig schienen. Während nämlich einige Gemeinden, als Lavinium, Pedum, Aricia, Nomentum das römische Bürgerrecht und die Vertheilung in zwei neue Tribus erhielten, wurden andere, wie Formiä, Capua, Cumä, Suessula, Fundi, in Freistädte (municipia) ohne Bürgerrecht umgewandelt. Antium dagegen ward eine römische Kolonie, und verlor seine Kriegesschiffe, deren Schnäbel (rostía) nachher die Rednerbühne auf dem Forum zu Rom schmückten. Damit aber in dem dergestalt zerstückelten Latium jede Verbin- dung und Schilderhebung für die Zukunft unmöglich gemacht würde, so durften keine Landtage mehr gehalten, keine Ehen zwischen Bürgern verschiedener Städte abgeschlossen, keine Grund- stücke in mehren Feldmarken von demselben Besitzer erworben werden. Unterdessen waren die beiden großen Kriege, erst gegen Samnium, dann gegen Latium, nicht ohne Einfluß geblieben auf die inneren Verhältnisse Roms. Hier wurden die Rechte der Plebejer noch mehr befestigt durch drei Gesetze des plebejischen Dictators Q. Publilius Philo im Jahre 339. Durch das erste Gesetz ward die Nothwendigkeit der Bestätigung der in den Cem- turiatversammlungen gegebenen Gesetze aufgehoben oder in eine bloße Förmlichkeit verwandelt 2). Das zweite verordnete, daß die Plebiscita oder Gemeindebeschlüffe für alle Bürger ver- bindende Kraft haben sollten D- Das dritte Gesetz endlichbe- 2) „Ut legiim, quae comitiis centuriatis ferrentur, ante initum suffragium patres auctores fierent.“ Liv. Viii. 12. 3) Ut plebiscita omnes Quintes tenerent. 1. c.

9. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 139

1849 - Münster : Coppenrath
139 bäum zurück, und war schon im Begriffe, nach Afrika überzu- setzen; aber die militärische Strenge, welche er übte, ward Ver- anlassung, daß viele Städte von ibm wieder an die Karthager abfielen. Nach dritthalbjährigem Aufenthalte (278—275) schiffte er sich wieder nach Italien ein, um deu hartbedrängten Taren- tinern die erbetene Hülfe zu bringen. Scheidend brach er in die ahnungsvollen Worte aus: „Dieses Eiland wird dereinst der Zankapfel zwischen Rom und Karthago sein!" Sobald die Rö- mer seine Ankunft erfuhren, schickten sie den Consul Cur ins Dentatus mit einem Heere gegen ihn ab, und es kam bei Beneventum (275) zu einer dritten großen Schlacht. Pyrr- hus rechnete wieder vorzüglich auf seine Elephanten, aber gegen diese hatten die Römer ein gutes Mittel erfunden. Mit einem fürchterlichem Geschrei warfen sie brennende Fackeln und Pech- kränze zwischen die Ungeheuer, so daß sie wüthend zurückrannen und Verwirrung und Flucht über das Heer des Pyrrhus selbst brachten. Sein Heer wurde gänzlich geschlagen, sein Lager er- obert. Dieses diente ihnen zum Muster, wie man ein solches regelmäßig abstechen und befestigen müsse. Überhaupt lernten sie von ihm die neuere griechische Kriegeskunst kennen, durch welche fünfzig Jahre früher Alexander der Große ein so mächtiges Reich gegründet hatte. Der Sieger hielt nun einen glänzenden Tri- umphzug, in welchem auch vier Elephanten, zur größten Augen- weide der Römer, mit aufgeführt wurden. Nach dieser Niederlage hielt Pyrrhus es für rathsam, Ita- lien aufzugeben und in sein Land zurückzukehren 6). Er schiffte sich mit dem Überreste seines Heeres so geräuschlos als möglich wieder ein und ließ in Tarent bloß eine Besatzung zurück. Der klägliche Zustand, in welchem der große, weitberühmte Krieges- held wieder anlangte, mußte auch den auswärtigen Völkern einen hohen Begriff von der Macht der Römer einflößen. Er selbst endete schon im Jahre 272, bei der Belagerung von Argos im Peloponnes, sein abenteuerliches Leben. Hier schleuderte eine Argiverin von ihrem Hause herunter einen Ziegelstein auf den Kopf des Königs, so daß er besinnungslos vom Pferde sank; b) 0uriu8 Dentatus Pyrrhum ex Sicilia in Italiam reversum vicit et Italia expulit. Liv. ep. Xiv.

10. Geschichte der Römer für Gymnasien und den Selbstunterricht - S. 109

1849 - Münster : Coppenrath
109 nat überließ die Entscheidung dem Volke. Als dieses aber, statt zu strafen, die Schuldigen zu Kriegstribunen für das nächste Jahr ernannte; da kehrten die Unterhändler voll Erbitterung und laut drohend zu den Ihrigen zurück. Mit reißender Schnel- ligkeit drangen jetzt die Gallier vor und begegneten erst am Flusse Alia, wenige Meilen von Rom, einem römischen Heere, das in aller Eile zusammengerafft war. Hier erlitt dasselbe, fast ohne Gegenwehr, eine gänzliche Niederlage. Beim Anblicke der fremden gallischen Männer und ihrer barbarischen Bewaffnung ward es vom plötzlichen Schrecken ergriffen und lösete sich in wilde Flucht aufdie meisten flohen nach Veji und den be- nachbarten Städten; nur wenige nach Nom selbst. Hier war Alles voll Bestürzung und Schrecken. Der größte Theil der Bevölkerung wanderte in die umliegenden Orte aus; nur die wehrhafte Mannschaft und die Kräftigsten aus dem Senate hielten das Capitol besetzt. Die Gallier erschienen vor Rom und wurden überrascht, als sie die Stadt unbesetzt, die Thore offen fanden. Noch höher aber stieg ihr Erstauneu, als sie beim Einrücken in die öde menschenleere Stadt auf das Forum kamen. Hier saßen in einer langen Reihe neben einander achtzig ehr- würdige Greise, meistens Senatoren und Priester, in feierlicher Amtskleidung, Jeder auf seinem curulischen Sessel, mit ernster majestätischer Miene, entschlossen, den Untergang der Vaterstadt nicht zu überleben. Die Gallier machten plötzlich Halt und stan- den vor ihnen, wie vor Bildsäulen der Götter. Neugierig, ob die unbeweglichen Gestalten wohl Leben haben mögten, wagte endlich ein Gallier, den Senator Papirius beim Barte zu zu- pfen. Der erzürnte Greis gab dem Verwegenen einen Schlag mit seinem elfenbeinernen Scepter. Da aber wurde er, da wur- den alle übrigen niedergehauen. Dann plünderte man die Stadt, zündete sie an und verwandelte sie in einen schaudervollen Schutt- haufen. Nach der Verbrennung der Stadt belagerte Brennus das Capitol. Durch Hunger wollte er es zur Übergabe zwingen, l) Der Tag bei Alia (dies Aliensis), oder der 16. Juli, gehörte seitdem zu den Unglückstagen, an denen keine öffentlichen Geschäfte vor- genommen werden durften.
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